Beschlussvorschlag:
Der Gemeinderat nimmt die Ausführungen zum bisherigen Verlauf, dem aktuellen Stand und der prognostizierten Entwicklung im Bereich der Unterbringung und Betreuung von Geflüchteten in Kraichtal zur Kenntnis.
Die öffentliche Tagesordnung der Gemeinderatssitzung stand
ganz im Zeichen der Flüchtlingsunterbringung in Kraichtal. Der für diesen
Bereich zuständige Manuel Kurz, Leiter des Ordnungsamtes, berichtete -
gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen Ina Daubmann und Sonna Sickert - zu
Beginn der Sitzung ausführlich über den bisherigen Verlauf, den aktuellen Stand
und die prognostizierte Entwicklung im Bereich der Unterbringung und Betreuung
von Geflüchteten in Kraichtal. Rückblickend erwähnte der Ordnungsamtsleiter
dabei: „Zur Bewältigung der
außerordentlichen Aufgaben wurden auf allen staatlichen Ebenen in den
vergangenen Monaten und Jahren Strukturen geschaffen, welche dienlich sein
sollen, die Gesamtaufgabe „Asyl und Integration“ zu bewältigen.“ Dabei sind die Kommunen der zentrale Anker in
der Bewältigung der mit der „Flüchtlingswelle“ einhergehenden Aufgaben. Kommunaler
und kommunalpolitischer Bezug ist in vielerlei Hinsicht vorhanden, insbesondere
die folgenden kommunalen Aufgabenfelder
verdeutlichen dies: Bauleitplanung, Kinderbetreuung, Schulwesen,
Unterkunftsakquise und -Management, Sozialarbeit und Integrationsförderung
sowie Ehrenamtsbetreuung, Wohnungsbau, Öffentliche Sicherheit und Ordnung,
Gemeinde als Lebenswelt der Bürger.
Gemeinschaftsunterkünfte in
Unteröwisheim und Münzesheim
„Zuletzt konnte
man den Pressemitteilungen des Landkreises die Absicht der Schließung und des
Rückbaus der Gemeinschaftsunterkünfte in Kraichtal für das Jahr 2017
entnehmen“, so Manuel Kurz. Dahingehend wird bereits seit einigen Wochen die
Gemeinschaftsunterkunft in Unteröwisheim sukzessive geräumt. Personen werden in
andere Unterkünfte verlegt oder in die kommunale Anschlussunterbringung
zugewiesen. Mitte Januar waren nur noch 17 Personen in der Unterkunft „Am
Gaisberg“ untergebracht. Die Unterkunft soll bis Ende Februar gänzlich geräumt
sein und anschließend rückgebaut werden. Gleichzeitig ist die Unterkunft am
Horst-Kochendörfer-Platz in Münzesheim derzeit nach Kapazität voll belegt.
Räumung und Rückbau dieser Containeranlage wurden gegenüber der Stadtverwaltung
von Mitarbeitern des Landkreises auf den Spätsommer angekündigt. Die
Stadtverwaltung ist in Hinblick auf die Auflösung der Gemeinschaftsunterkünfte
bestrebt, die städtisch betriebenen bzw. verwalteten Unterkünfte, soweit
möglich und vertretbar, mit bisher schon in Kraichtal untergebrachten Personen
zu belegen. Dabei werden insbesondere soziale, ethnische und religiöse
Kriterien sowie die zeitliche Folge der konkreten Belegungen berücksichtigt.
Das Belegungsmanagement erfolgt nach Rücksprache mit verschiedenen Abteilungen
des Landratsamts Karlsruhe, insbesondere auch der Leitung der Gemeinschaftsunterkunft
Kraichtal. Wie bereits bisher, ist es Ziel, in Kraichtal begonnene Integration
möglichst „bruchfrei“ vor Ort weiterzuführen und bestehende Bindungen, gerade
auch zum Ehrenamt, aufrechtzuerhalten.
Anschlussunterbringung
Der
rückläufigen Entwicklung im Bereich der vorläufigen Unterbringung steht die
stetige Zunahme bei der kommunalen Anschlussunterbringung entgegen. Die Stadt
Kraichtal hat in diesem Bereich seit Jahren steigende Fallzahlen zu bewältigen.
Gemäß den Jahresanschreiben des Landkreises waren 2014 15 Personen aufzunehmen,
im Jahr 2015 bereits 35, im Jahr 2016 gar 78 Personen.
Für das Jahr
2017 wurde der Stadtverwaltung durch den Landkreis zu Beginn dieses Jahres
mitgeteilt, dass aufgrund der angestellten Prognose 87 Plätze in der städtischen
Anschlussunterbringung vorzuhalten und Zuteilungen in entsprechender Höhe im
Laufe des Jahres zu erwarten seien. „Die Prognose steht selbstredend unter dem
Vorbehalt der tatsächlichen Entwicklungen in diesem Bereich und orientiert sich
zwischenzeitlich entsprechend dem gesetzlichen Vorschlag nur noch an der
amtlichen Einwohnerzahl der Städte und Gemeinden“, erläuterte Manuel Kurz. Es
ist, wie oben beziffert, davon auszugehen, dass im laufenden Jahr 87
Zuweisungen in die kommunale Anschlussunterbringung erfolgen. Wie schon in
2016, können für 2017 Anrechnungen aufgrund der Vorjahresbelegungen, erfolgen.
Räumlich enggesetzte Belegungen, ein zeitnahes Nachbelegungsmanagement sowie
zahlreiche erfolgreiche Vermittlungen von anschlussuntergebrachten Personen aus
der Anschlussunterbringung in privaten Wohnraum und die Auswirkungen der
tatsächlichen Ab- bzw. Rückrechnung für 2016, haben unterm Strich für das Jahr
2016 eine Übererfüllung des SOLLs ergeben. Das positive Ergebnis führt dazu,
dass Kraichtal in 2017 immerhin 27 Anrechnungen auf die Quote erhält und sodann
„nur noch“ 60 Plätze schaffen bzw. in gleicher Anzahl Personen unterbringen
muss.
Wohnraumsuche für die
Anschlussunterbringung läuft weiter
Zur Bewältigung
der beschriebenen Aufgabe bedarf es weiteren Wohnraumes. Die Stadt Kraichtal
ist im Bereich der Obdachlosen- und Geflüchtetenunterbringung schon lange auf
den privaten Wohnungsmarkt angewiesen. Immobilien für entsprechende Zwecke
anzumieten gelang in den vergangenen Jahren stets bedarfsgerecht. Weiterer
Wohnraum wurde mittels öffentlichen Aufrufen im Mitteilungsblatt und auf
diversen Veranstaltungen gesucht. Gefunden wurden zuletzt zwei Immobilien,
welche derzeit in Auf- bzw. Vorbereitung sind und in der Anschlussunterbringung
als Zweiparteienhäuser belegt werden sollen. Die Objekte befinden sich in
Münzesheim, in der Wiesenstraße bzw. in Menzingen, in der Goethestraße. In
Münzesheim steht die Belegung in Kürze an. Spätestens zur Mitte des Jahres soll
die Belegung in Menzingen folgen.
Aus Sicht der
Verwaltung ist darüber hinaus für das laufende Jahr weiterer Wohnraum zu
gewinnen. Auch für 2018 muss frühzeitig vorgesorgt werden. Insoweit wurde Ende
des vergangenen Jahres wiederholt für die Bereitstellung von Wohnraum zum
Zwecke der Anschlussunterbringung und Vermittlung an anschlussuntergebrachte
Personen geworben. Die Aufrufe brachten bis heute leider keine Resonanz.
Ehrenamt
Bereits frühzeitig vor Eröffnung der ersten Gemeinschaftsunterkunft hat
die Verwaltung ehrenamtliche Hilfe organisiert und koordinierende Funktion
übernommen. „Erfreulicherweise zeigen viele Bürgerinnen und Bürger seither
hohes Engagement im Bereich der Flüchtlingshilfe“, so die
Integrationsbeauftragte Sonna Sickert, die das ausgesprochen gut
funktionierende Ehrenamtsnetzwerk in Kraichtal ausführlich vorstellte.
Die Gemeinderäte haben den Bericht der drei Ordnungsamtsmitarbeiter zur Kenntnis genommen und äußerten sich durchweg positiv über das wirklich herausragende Engagement der Ehrenamtlich Tätigen in Kraichtal. Auch Bürgermeister Ulrich Hintermayer schloss sich den Dankesworten aus allen Gemeinderatsfraktionen an.