Beschlussvorschlag:
Der Gemeinderat nimmt den vorlegten Entwurf für den Haushaltsplan 2020 zur Kenntnis und entscheidet über einzelne Änderungsanträge.
Einbringung der Haushalts- und
Wirtschaftsplanentwürfe 2020: Zahlreiche Änderungsanträge sowie negatives
Ergebnis sorgen für Diskussionen
Der umfassendste Tagesordnungspunkt der Sitzung war
eindeutig die Einbringung des diesjährigen Haushaltes. Der Haushaltsplanentwurf
wurde ausführlich beraten und damit auch für die Bürger transparent dargelegt.
Insgesamt hatte der Gemeinderat bereits im Vorfeld in vier Sitzungen der
Haushaltsstrukturkommission den vorliegenden Plan erörtert.
Doppik
statt Kameralistik: Zum ersten Mal müssen Abschreibungen erwirtschaftet werden
Die Besonderheit in diesem Jahr liegt darin, dass die
Stadt Kraichtal 2020 vom bislang üblichen kameralen Haushaltsplan auf den
doppischen umgestellt hat. Hierzu war die Stadt gesetzlich verpflichtet. Ein
wesentlicher Unterschied zum früheren Haushaltsrecht besteht darin, dass die
Kommune nun Nettoabschreibungen erwirtschaften muss, welche bislang für den
Haushaltsausgleich irrelevant waren.
Kämmerer Uwe Ribstein erläuterte dem Gremium und den
Besuchern das Haushaltsergebnis und ging auf die Grundzüge des neuen
Haushaltsrechts ein. Der Haushaltsplan nach dem NKHR besteht aus dem Gesamthaushalt,
den Teilhaushalten, dem Stellenplan und den Anlagen. Der Gesamthaushalt wird in
den Gesamtergebnishaushalt (laufende Einnahmen und Ausgaben) und den
Gesamtfinanzhaushalt (Investitionen) unterteilt.
Die erstmals zu erwirtschaftenden Nettoabschreibungen
belaufen sich in Kraichtal auf rund 2,5 Millionen €. Ordentlichen Erträgen in
Höhe von 27.946.264 € stehen ordentliche Aufwendungen in Höhe von
33.551.503 € gegenüber. Betrachtet man nur die zahlungswirksamen Vorgänge
des Ergebnishaushaltes, erhält man einen Zahlungsmittelbedarf von 3.100.430 €.
Somit hätte man auch nach altem Recht einen Haushaltsausgleich deutlich nicht
erreicht. Nach neuem Haushaltsrecht
schließt der Haushalt mit einem negativen ordentlichen
Ergebnis in Höhe von 5.605.239 Euro ab. Damit kann ein ausgeglichener Haushalt
bei Weitem nicht erreicht werden.
Erfahrungsgemäß erzielt die Gemeinde im
Rechnungsergebnis ein positiveres Ergebnis als zunächst geplant. Doch auch dies
ist durch die Corona-Krise derzeit ungewiss. Die Verwaltung hat bei den
wichtigen Einnahmearten (Gewerbesteuer, Gemeindeanteil an der Einkommen- und
Umsatzsteuer und Schlüsselzuweisungen) bereits durch vorgenommene Schätzungen
versucht, diese Auswirkungen zu berücksichtigen.
Nach dem Entwurf des
Haushaltsplans 2020 verschlechtert sich somit der
Zahlungsmittelüberschuss/-bedarf (im alten Haushaltsrecht die Zuführung an den
Vermögenshaushalt) um 4.132.250 € gegenüber dem Vorjahr.
Weiter wurden die Ergebnisse
und Investitionsbedarfe der Eigenbetriebe vorgestellt.
Wie sieht die mittelfristige Finanzplanung aus?
Auch die mittelfristige
Finanzplanung wird negative Ergebnisse ausweisen, so dass – nach vorsichtigen
Prognosen - die Pro-Kopf-Verschuldung Kraichtals im Jahr 2023 bei 1.200 Euro
pro Einwohner liegen wird.
Welche
Auswirkungen haben diese Prognosen?
Um künftig den Ergebnishaushalt ausgleichen zu können,
müssen zwingend neue Ertragsmöglichkeiten und Einsparpotentiale auf der
Aufwandsseite erschlossen werden. Über Möglichkeiten wurde im Nachgang an die
Präsentation – auch anhand konkreter Anträge der Fraktionen – lebhaft
diskutiert.
Über
folgende Anträge wurde beraten:
Barrierefreie
Toilette im Rathaus
Platz könnte eine barrierefreie
Toilette im Kellergeschoss des Rathauses finden. Die Umbauarbeiten würden
50.000 bis 80.000 € kosten. Eine genauere Kostenschätzung war in der Kürze der
Zeit nicht möglich, da die Rohrleitungen sehr alt sind und an diversen Stellen
mit Unvorhersehbarkeiten kalkuliert werden muss.
Das Anliegen wurde von allen
Fraktionen als wichtig angesehen. Allerdings sei eine detaillierte Planung
wichtig. Die Mehrheit sprach sich dafür aus, das Thema im Jahr 2020 innerhalb
der Haushaltsstrukturkommission auszuarbeiten, damit im Jahr 2021 die Mittel
zur Verfügung gestellt werden können. Für den Antrag, die Summe bereits im Jahr
2020 aufgrund grober Schätzungen einzustellen, konnte keine Mehrheit gewonnen
werden.
Keine
Erhöhung der Kinderbetreuungsbeiträge
Über Erhöhungen im Bereich der
Kinderbetreuung entscheidet der Gemeinderat in der Regel im Laufe des Jahres
und nicht im Rahmen der Haushaltsberatungen. Im Raum stand in der Sitzung auch
das Anliegen, Kinderbetreuungsbeiträge im Sinne der sozialen Staffelung zu
gestalten. Familien mit hohem Einkommen müssten in diesem Fall mehr für die Betreuung
bezahlen, als solche mit niedrigem Einkommen. Die Umsetzung gestaltet sich
oftmals schwierig, so die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Sinah
Frackenpohl, auch wenn die Idee natürlich schön sei und gerecht klinge. Einige
Kommunen hätten dieses Modell wieder abgeschafft, da der Verwaltungsaufwand
sehr hoch sei und manche Familien ihr Einkommen nicht offenlegen wollen. Der
Antrag wurde zum jetzigen Zeitpunkt zurückgezogen, soll aber im Laufe der
jährlichen Beratungen nochmals aufgegriffen werden.
Kommunale Lösungen zum Bau von Wohnungen
Das Gremium hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, dass
die Stadtverwaltung die Einrichtung einer Kommunalbau - Gesellschaft prüfen
soll - wobei die Rechtsform offen gelassen wurde. Dieser Antrag bezieht sich
auch darauf, in Zukunft ein aktives und effizientes Flächenmanagement in
Kraichtal zu betreiben, das sowohl Wohnbau- als auch Gewerbeflächen betrifft.
Einrichtung
einer befristeten 50% - Stelle zur Unterstützung insbesondere des
Stadtjubiläums 50 Jahre Kraichtal im Jahr 2021
Das Gremium sprach sich
mehrheitlich dafür aus, die Stelle im Stellenplan zu berücksichtigen. Vor einer
Stellenausschreibung soll dem Gremium jedoch das Konzept zum Jubiläumsjahr
vorliegen, damit konkret entschieden werden kann, ob die Besetzung der Stelle
tatsächlich umgesetzt werden soll.
Entwicklung
der Gewerbegebiete
Das Gremium sprach sich
mehrheitlich dafür aus, 50.000 € für die Erschließung eines Grundstücks in den
Haushaltsplan einzustellen, das an das Gewerbegebiet Gochsheim grenzt. Mit der
Erschließung des rund zwei Hektar großen Grundstücks könnte das Gewerbegebiet
um entsprechende Gewerbeplätze erweitert werden.
Die im Haushaltsplan
berücksichtigte Verbindungsstraße Gewerbegebiet Gochsheim mit Gewerbegebiet
Münzesheim Ost soll wie geplant mit 30.000 Euro im Jahr 2020 berücksichtigt
werden. Ein Antrag, diesen Ansatz zu streichen, wurde mehrheitlich abgelehnt.
Dem Antrag, zusätzlich 5.000 Euro zur Verfügung zu stellen, um eine zugrunde
liegende Machbarkeitsstudie für die Ortsumfahrung Oberacker mit Anbindung der
beiden Gewerbegebiete auf den neusten Stand zu bringen, wurde mehrheitlich
zugestimmt.
Der Gemeinderat hat einstimmig
beschlossen, dass die Verwaltung die Versorgung der Gewerbegebiete mit
Breitbandkabeln vorantreiben sollte. Für erste Planungen sollen daher Mittel in
Höhe von 40.000 Euro in den Haushaltsplan eingestellt werden. Dieses Vorhaben
wurde einstimmig bewilligt.
Konzeption
des schon lange diskutierten Gewerbegebietes Brückle am westlichen Ortsrand von
Unteröwisheim
Das bereits seit vielen Jahren immer wieder
angesprochene mögliche Gewerbegebiet am westlichen Ortseingang von
Unteröwisheim soll im Lichte der Diskussion um Gewerbeflächen und Verkehrsströme
konzeptionell aufgearbeitet werden. Einstimmig wurde beschlossen, 10.000 Euro
hierfür und für die Anbindung im Rahmen des Konzeptes Unteröwisheim Nordwest,
aufzunehmen.
Gebäudesanierung
Feuerwehrhaus mit Vereinsnutzung in Menzingen
Im Haushaltsplan waren 20.000 Euro zur Sanierung des
Gebäudes vorgesehen, weitere 400.000 Euro sollten 2021 folgen. Das
Sanierungsförderprogramm in Menzingen läuft bis zum Jahr 2024, das darin
liegende Gebäude der Stadt sollte in diesem Rahmen saniert werden – aus der Notwendigkeit
heraus, jedoch auch, um mit gutem Beispiel voranzugehen, so die Auffassung der
Verwaltung. Einstimmig hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Verwaltung
zunächst ein Nutzungskonzept des Gebäudes vorlegen und eine genaue
Kostenermittlung, ohne externes Büro, durchführen soll. Es werden daher zum
jetzigen Zeitpunkt keine Gelder vorgesehen.
Übungsplatz
für die Freiwillige Feuerwehr
Einstimmig hat der Gemeinderat beschlossen, einen
Ansatz in Höhe von 25.000 Euro vorzusehen, um einen Übungsplatz auf dem Gelände
der vorherigen Gemeinschaftsunterkunft zu entwickeln und das gesamte Areal
dahingehend zu überplanen. Ursprünglich war das Geld an anderer Stelle für den
Bau zweier Feuerwehr-Garagen vorgesehen.
Unterhaltung
Feld- und Wirtschaftswege
Der vorgesehene Ansatz in Höhe von 360.000 Euro wurde
gekürzt auf 280.000 Euro. Dieser Kürzung wurde mehrheitlich zugestimmt. Eine
Kürzung auf 150.000 Euro, die ebenfalls beantragt wurde, wurde mehrheitlich
abgelehnt.
Sportplatzpflege
Die Sportplatzpflege erfolgt nahezu vollständig durch
die Stadt Kraichtal. Dies verursacht jährliche Kosten in Höhe von 120.000 Euro.
Ein Antrag einer Fraktion, die Verwaltung möge das Mähen der Sportplätze in
Zukunft den Vereinen übertragen, wurde vom Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt
und auf weitere Beratungen verwiesen.
Der Gemeinderat nahm den vorgelegten Entwurf für den Haushaltsplan 2020 zur Kenntnis. Der Haushalt soll in der Sitzung am 20. Mai beschlossen werden.