Entwicklung der Kindergartenlandschaft in Kraichtal

Betreff
Entwicklung der Kindergartenlandschaft in Kraichtal
Vorlage
10.1/182/2020
Aktenzeichen
460.0
Art
Beschlussvorlage

I.              Sachverhalt und Begründung

 

Wie bereits in der Gemeinderatssitzung vom 17. Juli 2019 dargelegt, steht die momentane Kindergartenlandschaft in Kraichtal vor zwei besonderen Herausforderungen:

 

1.    Schaffung eines bedarfsgerechten Angebots von Krippenplätzen für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr.

 

2.    Die Deckung des weiter steigenden Bedarfs nach Ganztagesplätzen im Ü3-Bereich kann zwischenzeitlich nicht mehr gewährleistet werden. Aktuell stehen im evangelischen Kindergarten Unteröwisheim max. 40 Ganztagesplätze (GT) zur Verfügung.

 

Die Verwaltung wurde damit beauftragt, die Möglichkeiten zu prüfen, wie die Stadt Kraichtal den steigenden Bedarfen nach Plätzen für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr und Ganztagesplätzen gerecht werden kann. Im Kindergartenausschuss vom 02.11.2020 wurden bereits Vorschläge und mögliche Varianten diskutiert, so dass die Verwaltung nachfolgende Möglichkeiten nach Billigung durch den Gemeinderat weiter prüfen wird.

 

Schaffung von Krippenplätzen

 

Momentan ist die “Andreaskrippe” in Münzesheim, als einzige Einrichtung mit Krippenplätzen in Kraichtal, noch nicht voll ausgelastet. Ein Grund hierfür ist, dass zweijährige Kinder zusätzlich von anderen Kindergärten aufgenommen werden. Der Anlage 1 können Sie entnehmen, aus welchem Ort die Kinder derzeit die Krippengruppen in Münzesheim besuchen. Hieraus geht hervor, dass nicht nur Familien aus Münzesheim, sondern ebenfalls Familien aus anderen Kraichtaler Stadtteilen den Bedarf an Krippenplätzen haben. Nach einer Umfrage an die Kraichtaler Kindergärten stellte sich heraus, dass der Kindergarten “St. Josef” in Landshausen Interesse und auch räumlich die Möglichkeit für eine Krippengruppe hätte. Dort gibt es derzeit zwei Gruppen, eine altersgemischte ab zwei Jahren und eine ab drei Jahren. Möglich wäre hier die bisherige altersgemischte Gruppe in eine reine Krippengruppe umzuwandeln. Mit dieser Lösung gingen zwar rechnerisch Plätze verloren aber es generieren sich bedarfsgerecht zusätzliche, welche dann auch für einjährige Kinder nutzbar wären (vgl. Anlage 2). Der aktuellen und absehbaren Belegung -Stand heute- würde damit genüge getan. Ganz im Sinne der dezentralen Strategie würde somit eine Aufwertung des Kindergartenangebotes im östlich gelegenen Stadtgebiet Kraichtals erreicht. Es kann davon ausgegangen werden, dass sobald es ein zusätzliches Angebot im Ort gibt, dieses auch mehr nachgefragt bzw. bedient wird.

 

 

Schaffung von Ganztagesplätzen

 

Der evangelische Kindergarten “Unter den Kastanien” Unteröwisheim ist derzeit der einzige Kindergarten, welcher Ganztagesplätze zur Verfügung stellt. Für dieses Kindergartenjahr 2020/21 sind dort bereits alle Plätze vergeben. Da nach § 24 SGB VIII die Verpflichtung besteht, darauf hinzuwirken ein bedarfsgerechtes Angebot bereitzustellen, gibt es kurz- und mittelfristig vor allem zwei Möglichkeiten, diese Problematik zu lösen (siehe Anlage 3).

 

Nach Gesprächen mit dem KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg) wäre es kurzfristig unproblematisch, eine bisherige Gruppe in Neuenbürg (“Sonnenwinkel”) und/oder im evangelischen Kindergarten Menzingen in eine Ganztagesgruppe bzw. in eine Ganztag-Zeitgemischte Gruppe (verlängerte Öffnungszeiten und Ganztag) umzuwandeln. Bei beiden Einrichtungen wären nur geringe bauliche Maßnahmen notwendig. Hierbei würden rechnerisch erstmal keine Plätze wegfallen.

 

Mittelfristig gäbe es die Option zusätzliche Gruppen in den Kindergärten in Neuenbürg und/oder Menzingen zu schaffen. Hier wäre ein größerer baulicher Aufwand notwendig. Im vergangenen Kindergartenausschuss ging die Meinung eher in Richtung Menzingen. Dort wäre es denkbar, einen Anbau zu realisieren bzw. ein zusätzliches Gebäude zu bauen und dieses nicht nur als Kindertagestätte, sondern auch für andere soziale Angebote, wie z. B. ein Familienzentrum, zu nutzen. Die Kirchengemeinde Menzingen ist an diesem Thema interessiert. Eine alternative Möglichkeit wäre die Eröffnung einer zusätzlichen Gruppe in Neuenbürg. Dies würde ebenfalls einen Anbau an das bestehende Gebäude bedeuten, um weiterhin die Umsetzung des pädagogischen Konzeptes (Turnraum, Bewegungsprofil usw.) zu gewährleisten.

 

Nebenbei sei erwähnt, dass eine mittelfristige Abhilfe für die angespannte Platzsituation in Menzingen auch im Rahmen des Baugebietes „Beim Friedhof“ bei der Erstellung bzw. Sicherung geeigneter Räumlichkeiten mit dem Tageselternverein (TEV) im Rahmen eines TigeR-Projektes zur Kinderbetreuung dargestellt werden könnte. TigeR steht für die „Tagespflege in anderen geeigneten Räumen“. Angesichts der zeitlichen und räumlichen, wie organisatorischen Ungewissheit, ist diese Option -Stand heute- eher ungewiss.

 

Fazit

 

Schlussendlich entstehen Synergien bei der Erweiterung bzw. Eröffnung von weiteren Ganztages- und Krippengruppen. Eine Ganztag-Zeitgemischte Gruppe mit Kindern unter drei Jahren darf max. 22 Kinder und eine ab drei Jahren max. 25 Kinder aufnehmen. Das bedeutet, falls Kinder unter drei Jahren ein Krippenangebot wahrnehmen, faktisch mehr Kinder in ein Ganztagesangebot aufgenommen werden können.

Durch die Dokumentation der Überlegungen und Auslotung von Möglichkeiten im Rahmen der Angebote in der Kraichtaler Kindergartenlandschaft wird das Bemühen um die Sicherstellung des Bedarfs an Plätzen in den diversen Angebotsformen dokumentiert und dem Auftrag Rechnung getragen. Die Stadt Kraichtal sollte hierzu den dezentralen Ansatz weiter konsequent betreiben. Dabei hat aktuell die Schaffung von Ganztagesplätzen hohe Priorität, gefolgt von einem dezentralen Angebot in der Krippenbetreuung.

 

Die Verwaltung bittet die Fraktionen im Rahmen der Diskussion zu diesem TOP um ein eindeutiges Feedback auch hinsichtlich der Bereitschaft zu weiteren Investitionen. Eine kurzfristige standort- und angebotsbezogene Entscheidung sollte mit Blick auf das Kindergartenjahr 2021/22 in der ersten Hälfte 2021 fallen.

Für mittelfristige Lösungsansätze der Herausforderungen ist es notwendig, im Laufe des Jahres 2021 weiterhin vorbereitend tätig zu werden, um im Jahr 2022/2023 haushalterisch und bautechnisch handlungsfähig zu werden.  

 

Die Verwaltung wird den Gemeinderat weiterhin über relevante Informationen in Kenntnis setzen und mit den beteiligten Trägervertretern und Leiterinnen im konstruktiven Austausch bleiben.

Anlage 1: Auslastung und Aufteilung Krippengruppen Andreaskrippe Münzesheim

Anlage 2: Lösungsvorschlag Krippe

Anlage 3: Lösungsvorschläge Ganztag

Beschlussvorschlag:

 

Der Gemeinderat nimmt die Überlegungen der Verwaltung im Bereich der Kraichtaler Kindergartenlandschaft zur Kenntnis und beauftragt die Verwaltung die vorgestellten Vorschläge entsprechend dem Feedback in der Sitzung auszuarbeiten.

II.   Finanzielle Auswirkung

 

Die Kenntnisnahme hat keine finanziellen Auswirkungen. Kostenschätzungen für mögliche Veränderungen in der Kindergartenlandschaft Kraichtals stehen noch aus und werden dem Gemeinderat zu entsprechender Zeit, je nach Vorgabe der Entwicklungsrichtung, vorgestellt.